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Gedanken zu Ostern

Ein Kommentar von Noah

Ostern.

Also ich stehe Feiertagen (insbesondere kirchlichen) ja eher skeptisch gegenüber.

Auf der einen Seite natürlich die ganzen schönen Erinnerungen aus der Kindheit. Als ich klein war haben meine Eltern zu Ostern immer Süßigkeiten (vor allem leckere Schokolade) im ganzen Haus versteckt und ich und meine Schwester durften die dann suchen. Zugegebenermaßen hat das ziemlich viel Spaß gemacht.

Und dann gab es immer Eier in so schön schillernden bunten Farben. Die waren tatsächlich sehr schön anzusehen.

Diesen geradezu unschuldigen Erinnerungen auf der einen Seite steht im Erwachsensein die umfangreichere Perspektive auf die Welt gegenüber.

Gerade hinsichtlich der Milchschokolade und der Eier, stehe ich Ostern heutzutage verständlicherweise mehr als bloß indifferent gegenüber.

Eigentlich wollte ich euch an dieser Stelle jetzt etwas davon erzählen, wie schlecht es den Hühnern, die für uns Menschen Eier legen und den Kühen, die gezwungen werden Milch zu produzieren, ergeht.

Aber irgendwie erscheint mir das mittlerweile ziemlich sinnlos, weil eigentlich jeder weiß, was hinter den Kulissen der Tierindustrie abgeht.

Die einen verdrängen es vielleicht, wollen es nicht wahrhaben und ignorieren es, aber letztlich kann niemand wirklich vortäuschen nicht zu wissen, was vor sich geht.

Und ihr, die ihr hier in diesem Blog lest, dürftet ohnehin eine gute Vorstellung davon haben. Falls ihr euer Wissen dennoch etwas auffrischen wollt oder eine Zusammenfassung der Verhältnisse lesen wollt, um auf Nachfragen konkrete Zahlen nennen zu können, habe ich am Ende dieses Eintrages nochmal die in meinen Augen wichtigsten Sachverhalte zusammengefasst.

Falls die Osterfeiertage bei euch auch ein familiäres Zusammentreffen bedeuten, wird euch vermutlich eher die Frage beschäftigen, wie ihr die kommenden Feiertage ohne kräftezehrende Streitigkeiten oder endlose Diskussionen überleben wollt.

Ich kann euch leider kein Patentrezept geben, aber zumindest einen ermutigenden Gedanken will ich mit euch teilen.

Allen Streitigkeiten zum Trotz verstehen die meisten sich doch mehr oder minder mit ihren Familien, woraus ja auch in der Regel erst dieses ausgeprägte Unwohlsein herrührt – die Frage wie diejenigen, die uns etwas bedeuten und die wir doch sonst als liebende und liebenswerte Menschen kennen, so ignorant gegenüber dieser krassen Form von Leid sein können.

Zur Beantwortung dieser Frage lassen sich ganze Bücher füllen, wer näher interessiert ist, dem sei das Buch „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“ von Melanie Joy empfohlen.

Kurz gesagt, es ist ein blinder Fleck in der Wahrnehmung – uns wird von klein auf von allen Seiten beigebracht, dass es nicht bloß normal, sondern auch natürlich und sogar notwendig sei, Tiere zu essen. Es ist schwierig hier die Balance zwischen gesellschaftlicher Prägung und individueller Verantwortung zu finden, aber eine Schlussfolgerung lässt sich unzweifelhaft ziehen: Menschen konsumieren tierische Produkte nicht weil sie böse sind oder ihnen Empathie fremd ist, sondern weil ihnen von Anfang an anerzogen wurde, ihre Empathie nicht auf nichtmenschlichen Tiere zu beziehen, die als Nutztiere deklariert werden.

Es ist das Unwissen, bzw. Verdrängen der Umstände, in denen nichtmenschliche Tiere leben müssen und die Bindung bzw. Erinnerungen an gesellschaftliche Ereignisse, die häufig mit den Endprodukten des Tierleids in Verbindung stehen. Eier an Ostern, genauso wie Schokolade. Vielleicht auch ein bestimmter Braten. All das ist eng verknüpft mit den Ereignissen wie in meinem Fall beispielsweise das Suchen nach Süßigkeiten, Schokolade und Eiern.

Wenn wir also versuchen zu rationalisieren, dass dieses Leid abgeschafft gehört, ist einer der ersten Impulse, den wir dann bei unseren Gegenübern auslösen, derjenige, dass wir ihnen diese schönen Momente nehmen wollen, uns generell gegen die Geselligkeit des Beisammenseins auflehnen wollen. All das spielt sich allerdings auf einer sehr unterbewussten Ebene ab, sodass es leider nicht damit getan ist, zu erklären, dass es ja auch vegane Alternativen gibt. Wäre ja auch zu einfach.

Aber ihr könnt aus zwei Dingen Kraft schöpfen. Zum einen gründen all der Spott, die Pseudo-Argumente und der Widerstand, auf die ihr bei Familienzusammenkünften ob eurer veganen Lebensweise treffen werdet, auf diesen gesellschaftlichen Narrativen, dass wir tierische Produkte benötigen. Es ist diese Narrative die sich durch diese Individuen verteidigt.

Zum Zweiten, wie schwer es auch erscheinen mag, Mitmenschen diese Punkte verständlich zu machen, wird es nicht bloß mit der Zeit immer leichter, weil mehr und mehr Menschen hier in Deutschland verstehen – es reicht außerdem aus, einen Menschen einmal zu überzeugen.

Wenn eine Person auch nur einmal an den Punkt gekommen ist, zu verstehen, was für Auswirkungen ihr Verhalten hat und was es wirklich bedeutet, wird sie nie mehr richtig zurückgehen können.

Vor allem, weil sie dann auch verstehen wird, dass wir keine Kuhmuttermilch oder Ovulationsreste von Hühnern brauchen, um beisammen zu kommen, gut zu speisen oder uns eine Freude zu bereiten

Ich habe für mich beschlossen, dieses Jahr für meine Liebsten ein paar vegane Süßigkeiten zu verstecken, um zumindest für mich die alten Erinnerungen mit neuem Leben füllen zu können. Und vielleicht kann ich so auch ein bisschen von diesem Gefühl weitergeben.

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[Trigger Warnung: Ich werde einen kurzen Einblick in die Ausbeutung von Hühnern und Milchkühen geben. Brace yourselves.]

51,9 Millionen Hennen werden in genau diesem Moment in Deutschland als lebendige Produktionsmaschinen von Eiern gehalten.

Die meisten davon in Gruppen, deren Gesamtgröße in den fünf- oder sechsstelligen Bereich reichen. Naturgemäß leben Hühner in kleinen Gruppen von fünf bis zwanzig Hennen und einem Hahn mit einer klaren sozialen Ordnung und können unter guten Bedingungen 15 Jahre alt werden.

Die Diskrepanz ist leicht erkennbar.

Während Ur-Hühner im Jahr einige wenige Eier gelegt haben, legen die hochgezüchteten Hennen von heute etwa 330. Diese Umstände fordern ihren Tribut: Aufgrund der Enge und der angezüchteten hohen Produktionsleistung stehen die Hennen unter starkem Stress bzw. unter starker Belastung. Krankheiten können sich schnell ausbreiten und die Tiere entwickeln psychisch deviante Verhaltensmuster von Federpicken bis hin zu Kannibalismus.

Aufgrund dieser wirklich krassen Umstände sterben bereits 10% der Hennen noch in den Ställen.

Die restlichen werden nach etwa 15 bis 18 Monaten geschlachtet, da die Haltungsbedingungen und die Anstrengungen des Eierlegens sie zu diesem Zeitpunkt so sehr ausgelaugt haben, dass ihre „Produktionsleistung“ nachlässt, was sie unrentabel werden lässt.

Und dann haben wir natürlich noch die etwa 50 Millionen männlichen Küken, die jedes Jahr direkt nach der Geburt bei lebendigem Leib zerquetscht, vergast oder zerschreddert werden, da sie weder Eier legen können noch für die Fleischproduktion von Nutzen, also in den Augen der Industrie schlicht unrentabel sind.

Ebenso wie die Hühner werden auch die Milchkühe durch den Menschen ausgebeutet.

Einmal im Jahr zwangsgeschwängert, um weiter Milch geben zu können, leben sie in einem Kreislauf von Schwangerschaft, Milchproduktion, Geburt, Trennung von ihrem Kind und erneuter Zwangsbesamung.

Es ist nach wie vor ein sehr weit verbreiteter Mythos, dass Kühe doch sowieso einfach Milch gäben. Aber genau wie Menschen auch, handelt es sich bei ihnen um Mammaltiere, die lediglich dann Muttermilch produzieren, wenn sie ein Kind erwarten. Deshalb werden sie immer wieder zwangsgeschwängert und ihre Kinder werden ihnen genommen, damit diese nicht von der Milch trinken, da die Milch ja verkauft werden soll. Ich empfehle an dieser Stelle allen, die es noch nie gesehen haben, einmal nach einem Video zu suchen, in dem eine Kuh von ihrem Kind getrennt wird. Die Rufe der Tiere, aus denen pure Verzweiflung spricht, sind markerschütternd. Das ist natürlich nichts, was Mensch wirklich sehen möchte, aber es prägt einem sehr deutlich ein und lässt problemlos erkennen, dass es nicht einfach „nur Objekte“ sind und dass eine Mutter-Kind Beziehung nichts exklusiv-menschliches ist.

Aber zurück zur Milchproduktion. Genau wie bei den heutigen „Legehennen“ handelt es sich bei modernen „Milchkühen“ um hochgezüchtete Ausprägungen ihrer Art. An Milch geben sie ein Vielfaches von dem, was sie früher im Stande waren zu geben. Das ist natürlich sehr anstrengend für den Organismus.

Unabhängig davon, ob sie aus konventioneller oder Bio-Haltung stammt, produziert eine Zuchtmilchkuh heutzutage etwa 8200 Liter Milch, statt ursprünglich etwa 2000 Liter. Die “Milchleistung” einer Kuh lässt aber bereits nach vier bis fünf Jahren immens nach, weil der Körper unter dieser Dauerbelastung eben irgendwann „verbraucht“ ist.

Genauso wie Hühner werden Kühe infolgedessen geschlachtet, da sie sich im Sinne einer “Hochleistungsmilchproduktionsmaschine” nicht mehr als rentabel erweisen und erreichen somit bloß einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung von etwa 20 Jahren.