Es ist schwer und häufig ungemütlich sich als Veganer*in behaupten zu müssen.
Aber es lohnt sich, auch wenn wir das manchmal nicht sehen.
Ich bemerke auf jeden Fall bei mir immer wieder, dass ich viel zu erschlagen bin von den ganzen negativen Fakten; Schlachtzahlen, unfreundliche Diskussionen, das starre Gebilde aus Verhalten, Gewohnheit, Normalität, dem du als Aktivist gegenüberstehst und das so unerschütterlich erscheint.
Über diese Punkte, mit denen jede*r Veganer*in, insbesondere als Aktivist*in, zwangsweise immer wieder konfrontiert wird, neige zumindest ich zu schnell dazu zu übersehen, wie viel positiver Wandel sich bereits ereignet hat.
Damit ihr wisst, wofür ihr und wir uns einsetzen, lasst uns mal Revue passieren, was wir schon alles erreicht haben.
Vegane Alternativen in Hülle und Fülle
Zwischen Juli 2017 und Juni 2018 sind 8 % der Lebensmittel- und Getränkeeinführungen in Deutschland als vegetarisch und 14 % als vegan ausgezeichnet gewesen. [1] Sicherlich, da ist noch Platz nach oben. Jedoch wird im direkten Vergleich klar, dass wir es hier mit einer echt krassen Wachstumsrate zu tun haben, denn im Jahr 2012 waren gerade einmal 1 % der Neueinführungen als vegan gekennzeichnet, während es bei den vegetarischen bloß 3 % gewesen sind. [2]
Fleischalternativen verzeichnen seit 2008 ein stetiges Umsatzplus von jährlich rund 30 %. (Zahlen bis 2017) [3]
Jedes großartige Jahr!
Auch das Interesse und die Bereitschaft nehmen spürbar zu, wurden 2010 nur 3 vegane Kochbücher veröffentlicht, waren es schon 2015 bereits 119!
Diese Punkte deuten bereits an:
Es findet ein Umdenken in der Gesellschaft statt.
Das zeigt sich für die meisten von uns wohl auch im Privatleben.
Ich habe es gefühlt mittlerweile schon von allen meinen vegan lebenden Bekanntschaften mindestens einmal gehört, die meisten Leute reagieren anders.
Früher gelangte mensch direkt in die Schusslinie, wenn klar wurde, dass man vegan lebt. Es musste nicht selten mit Angriffen oder zumindest doch Abwertungen gerechnet werden.
Von „Gut, dass du das Kaninchenfutter isst, dann bleibt mehr für uns.“
über „Pflanzen haben auch Gefühle.“
bis hin zu „Schön, dass ihr die Kinder in Afrika verhungern lasst und euch lieber für Schweine und Kühe einsetzt.“ sowie schlussendlich offenen Anfeindungen, hat mensch wohl alles schon einmal zu hören bekommen.
Das hat sich mittlerweile aber anscheinend massiv verändert, auch meiner eigenen Erfahrung nach.
Heute begegnet einem viel öfter einer Aussage wie „Ich finde das ja richtig gut, aber ich könnte das nicht“ oder „Ich möchte nicht auf xyz verzichten.“
Man merkt sofort: Die Leute sind bei sich. Sie sehen, dass es diese Probleme gibt und stellen sogar schon einen Zusammenhang zu ihrem Verhalten her.
Ich weiß nicht, ob es dadurch einfacher geworden ist, die Leute abzuholen, aber es ist auf jeden Fall angenehmer weniger Anfeindungen und mehr Zuspruch zu bekommen!
Und jetzt stelle ich noch eine Hypothese auf:
What’s seen, cannot be unseen! (Einmal Veganer*in immer Veganer*in)
Sicherlich, diese Hypothese hat in diesem Zusammenhang keinerlei Empirie zur wissenschaftlichen Grundlage. Ich bin jedoch felsenfest von ihrer Richtigkeit überzeugt.
Ich glaube, wer einmal aus ethischen Gründen anfängt vegan zu leben, der oder die wird nicht mehr zurückgehen.
Anders als gerade bei rein gesundheitlichen Gründen, wo die Paradigmen alle paar Monate (und von „Experte“ zu „Experte“ sowieso) wechseln können, ändert sich nichts an der ethischen Grundlage.
Und wer die Inkonsistenz darin, was wir als beim Menschen als moralisch inkorrekt erachten, wie aber nichtmenschliche Tiere behandelt werden, einmal vollständig erkannt hat, würde eine massive psychische Verdrängungsarbeit benötigen, um diese Erkenntnis wieder zuzudecken.
Und genau das manifestiert sich in den Zahlen der Veganer
Während sich 2015 noch 850.000 Leute selbst als Veganer*in definiert haben, sind es 2019 bereits 950.000! [4] Der Anteil wächst langsam, aber beständig!
Auch wenn es häufig zäh ist, es besteht ja gar nicht die Frage, dass es sich lohnt sich für Tierrechte einzusetzen. Aber es kann wohl kaum ein Zweifel bestehen – die Arbeit trägt Früchte, im wahrsten Sinne.
Euch einen frohen Weltvegantag. =)
Noah, von der Tierrechtinitiative
Quellen
[1] Mintel (2018) Deutschland dominiert weiterhin bei veganen Produkteinführungen. Online unter: http://de.mintel.com/pressestelle/deutschland-dominiert-weiterhin-bei-veganen-produkteinfuehrungen
[2] Mintel (2017): Deutschland die Nr 1 bei veganen Lebensmitteleinführungen. Online unter: http://de.mintel.com/pressestelle/deutschland-die-nr-1-bei-veganen-lebensmitteleinfuehrungen
[3] Schmitt, Silke (2017): „Marktentwicklung: Preissenkung bleibt ohne Wirkung“, Lebensmittel Zeitung vom 24.3.2017
[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/